leöni
Zen
Herr Origami - Jean-Marc Ceci, Claudia Kalscheuer

Meeeeeehhhh. Und es hatte so gut angefangen! Ärgerlich.

 

Kleine Bücher mit viel bedeutungsschwangerem Text finde ich ja grundsätzlich eher schwierig. Da war es doch schön, dass man die Sätze nicht fünf mal lesen und die Gehirnwindungen neu koppeln musste um Sinn aus diesen wenigen Wörtern zu machen. Das Thema auch durchaus schön: Eine kleine, wenig akkurate Beschreibung japanischer Papierherstellung. Das Restauratorenherz hüpft. Ein bisschen Zen vor einem zerknitterten, pardon, gefalteten Papier. Toll. Hier hätte das Buch für mich schon aufhören können. Leider musste der Autor dann doch noch einen tieferen Sinn im Ganzen finden (Liebe, Schuld, ungelebtes Leben! Die ganze Palette!) und recht ungelenk zu Papier bringen.

Da hilft nur noch Seufzen.

 

Das Jahr geht zur Neige

Da ist es schon wieder fast Mitte Dezember und alles erschlägt einen. Zeit und Lust für gar nix mehr und dann auch noch Weihnachtsgeschenke organisieren. Gelesene Bücher im November: Nüschte. Höchste Zeit den Reset Button zu drücken, und mal kurz durchzuatmen :)

 

 

Ist ja nicht so, als lägen da nicht fünf angefangene Bücher in der Ecke (mindestens). Nächstes Jahr dann wieder!

 

 

 

Auri
The Slow Regard of Silent Things - Patrick Rothfuss

Lang überfällig...

 

Eine nette Erzählung. Spontan kann ich mir vorstellen, dass dieses Buch eine der Geschichten wäre, die jemand einem Kind erzählen würde, das um eine Geschichte bettelt. Ich mag die ganze Welt und im besonderen die Sorgfalt der Beschreibung hier. Auch wenn die meisten Szenen reichlich abstrus erscheinen (Nachwort lesen!!! ;)).

 

"Foxen was frightened and full of mountains. [...] She didn't blame him. She knew what it could be like. Some days simply lay on you like stones. Some were fickle as cats, sliding away when you needed comfort, then coming back later when you didn't want them, jostling at you, stealing your breath."  Patrick Rothfuss

 

Manche Gefühlszustände trifft er auf den Kopf und die Illustrationen erinnern mich, bis auf Auri selbst, ein kleines bisschen an Chris Riddell. Wem geht denn da nicht das Herz auf?!

Video

Man braucht gutes Sitzfleisch aber ansonsten ein sehr schöner Film über die Vielseitigkeit und Bedeutung von öffentlichen Bibliotheken. Seufz, wenn ich an manche deutschen Krücken dieser Institution denke... 

Für die philosophischen Stunden
Die Kunst des Liebens - Ernst Mickel, Liselotte Mickel, Erich Fromm

Viel schönes dabei. Dieses Buch, dass Mutti mir lang lang ist's her in die Hand drückte mit den Worten "Kannst du mal lesen" habe ich in meinen Mußestunden während der Arbeit gelesen... Da konnte man Gelerntes dann gleich anwenden im Umgang mit Otto Normalgrummel ;) 

 

Das Buch ist von 1956 und vertritt somit definitiv schon einige sehr moderne Weltanschauungen. Trotzdem stolperte ich ebenfalls über einige Stellen die in ihren antiquierten Ansichten leichtes Kopfschütteln hervorriefen so zum Beispiel:

"Im Charakter ebenso wie in der sexuellen Funktion existieren Männlichkeit und Weiblichkeit. Den maskulinen Charakter könnte man so definieren, daß er die Eigenschaften der Durchdringung, Führung, Aktivität, Disziplin und Abenteuerlust besitzt, der feminine Charakter dagegen hat die Eigenschaften schöpferischer Empfänglichkeit, des Beschützen, des Realismus, des Erdulden und der Mütterlichkeit." S. 58

Oder auch:

"Vaterliebe ist bedingte Liebe. Ihr Grundsatz lautet "Ich liebe dich, weil du mein Erwartungen erfüllst, weil du deine Pflicht tust, weil du mir ähnlich bist" [...] Die Haltung des Vaters und der Mutter gegenüber dem Kind entsprechen den Bedürfnissen des Kindes. Der Säugling braucht die bedingungslose Liebe und Fürsorge der Mutter sowohl körperliche als auch physisch. Um das sechste Lebensjahr herum beginnt das Kind jedoch, die Autorität und die Führung des Vaters zu brauchen. Die Mutter hat die Funktion, ihm Lebenssicherheit zu bieten; der Vater dagegen hat die Aufgabe, das Kind zu lehren und es bei der Auseinandersetzung mit den Problemen jener Gesellschaft zu führen, in die das Kind hineingeboren wurde und der es gegenübersteht." S.65f

 

Das gesagt kann eine nicht unerhebliche Redundanz nicht verleugnet werden (und der Autor spricht das sogar im Vorwort an, aber eigentlich im Bezug auf andere seiner Werke...njaaaa). Beim Kapitel "Gottesliebe" bin ich dann kurzzeitig komplett ausgestiegen. Auch nimmt eine Hasstirade gegen Freud einen Großteil der Abhandlung ein (aber durchaus verständlich ist der Ansatz hier doch nicht rein sexuell und triebgesteuert erklärt). Nichtsdestotrotz fanden kluge Worte mein Entzücken: 

 

"Die Nächstenliebe ist Liebe zwischen Gleichen; aber selbst als Gleiche sind wir in Wirklichkeit nicht immer "gleich", denn da wir Menschen sind brauchen wir Hilfe - heute ich, morgen du. Dieses Verlangen nach Hilfe bedeutet nicht, daß der eine hilflos, der andere stark ist. Hilflosigkeit ist ein vorübergehender Zustand; die Fähigkeit, auf eigenen Füßen zu stehen und zu gehen, ist dagegen der übliche und dauerhafte Zustand." S.71f

 

"Der Mangel an Objektivität im Hinblick auf fremde Nationen ist noch häufiger - und gefährlicher. Von einem Tag zum anderen wird einer andere Nation als gemein und feindselig empfunden, während die eigene Nation all das verkörpert, was gut und edel ist. [...] Wenn man das Verhältnis zwischen den Menschen überprüft, so kommt man tatsächlich zu dem Schluß, daß Objektivität die Ausnahme und ein mehr oder weniger großes Maß an narzißtischer Verzerrung Regel ist." S. 155

 

Aber genug mit Zitaten um mich geschmissen, selber lesen!

 

 

Image
24 festive tasks
24 festive tasks

Seine Biederkeit trotzte jedem Sturm

 

Oh, wie schön! Ein Adventskalender in jeglicher Form findet immer meine Begeisterung. Die ersten Aufgaben dann auch noch meinen Humor, ich habe sehr gelacht musste ich doch gleich an diesen speziellen Grabstein denken...

Fröhliche festliche Zeit :)

 

Japan erreichen
Liebes Leben - Alice Munro

Mhm, doch.

 

 

Diese Kurzgeschichte hat mir gefallen. Anders als "Kies" wesentlich optimistischer. Eine Frau, die mal eben so ihre Lebensumstände ändert. Sie hat mich erheitert zurückgelassen.

Dabei bin ich mir ziemlich sicher, dass das nicht alle so sehen!

Lucy in the sky
She's not there - Tamsin Grey

Beim ersten Anlauf konnte mich das Buch nicht so richtig in seinen Bann ziehen und beim zweiten war ich etwas betrübt, wie schnell sich die Seiten so dahinblätterten...

Eigentlich eine traurige Geschichte, zum Weinen gebracht hat sie mich aber nicht. Unsere beiden Protagonisten ein 6 und ein 9 jähriger Junge bringen mich ein bisschen zum Schmunzeln. Die Autorin hat die Kinder in ihrer verqueren Vorstellung von der Lage und wie man damit am besten umgeht ziemlich gut gezeichnet (soweit ich das beurteilen kann, an meine Denkweise in dem Alter habe ich nun wirklich nicht viel Erinnerung). Unter anderem Situationen die durch ihr Verhalten (Verstecken, sich als jemand anders ausgeben als sie sind und dabei immer Kichernd und Prustend) von ihnen verschlimmbessert werden, sodass man als "vernunftbegabter" Erwachsener nur das Gesicht verzieht und mit erhobenem Zeigefinger losbrüllen möchte: "Das ist nicht lustig!". Um so schöner, wenn neben der grandiosen Fehleinschätzung der Kinder, die Erwachsenen auch so richtig danebenhauen. Das Buch endet zwar nicht mit einem Überraschungsmoment, aber man will ja eine Erklärung, das hält bei der Stange. 

 

Das einzige was mich etwas gestört hat waren die zum Teil furchtbar (alt-)klugen Gedanken eines verzogenen 6 Jährigen, stellenweise doch ein bisschen zu abgehoben. Außerdem ist mir die Mutter noch etwas fern, ihr Charakter wurde mir zu grob gezeichnet, dafür dass es eigentlich um sie ging. 

Kies
Liebes Leben - Alice Munro

Soll ich dir eine Geschichte vorlesen? Ja. Aber bitte keine glückliche!

Okay, such dir eine aus! Kies!

Also dann. Kies.

 

Von Alice Munro habe ich noch nie was gelesen. Diese Buch habe ich geschenkt bekommen, und ich bin voller Neugierde. Doch "Kies" war tatsächlich keine glückliche Geschichte. Bekanntlich soll man ja aufpassen, was man sich wünscht... Irgendwie ganz schnörkellos, schlecht zum vorlesen aufgrund der kurzen Sätze, aber eigentlich genau das, was der Titel verspricht. (Gerade mal nachgeschaut, der englische Titel ist "Dear Life" also tatsächlich mal eine wörtliche Übersetzung, die dank des deutschen Wortspiels leider nicht zur Geltung kommt.) Ich bin gespannt auf die anderen Geschichten, ich ahne es wird bittersüß.

Die Karacho - Kardinäle
Mr. Vertigo - Paul Auster, Werner Schmitz

Was war das denn?! Ich bin entrüstet. Unser schönes Septemberbuch hatte so gut angefangen. Viel versprechend. Auch traurig. Aber mit wahren Gefühlen eingebettet in eine etwas fantastische Geschichte. Traurige, fantastische Geschichten sind grundsätzlich ja eher auf der Gewinnerseite. 

Doch dann. Mit der Pubertät ging alles den Bach runter. Sowohl was den allgemeinen Spannungsbogen angeht (Baseball Monologe. Der Stoff meiner Träume) als auch die Eckpfeiler der logischen Grundhandlung. Und was ist das eigentlich für eine furchtbare, furchtbare Beziehung zwischen unserem jungen wortgewandtem Witzbold und seinem Meister? In den letzten Kapiteln klatscht Herr Auster noch eine Tragödie an die andere - realistisch vielleicht, für den Handlungsverlauf aber doch irgendwie vollkommen unnötig. Und das Ende suggeriert, dass wir alle Fliegen können. Frei nach der Leichtigkeit des Seins. Nicht. Wie ein Stein im Wasser sinkt, beschreibt es meiner Meinung nach wesentlich treffender. Bah.

 

(Interpretationsvorschläge willkommen)

Sieben traurige Jahre
Sieben Jahre - Peter Stamm

Das ist mein zweites Buch von Peter Stamm. Ich hätte nicht gedacht, dass mir dieser Autor so gut gefallen würde. Anders als bei "Agnes" ist dies die Geschichte von Menschen, die mir nicht natürlicherweise ans Herz gewachsen sind.

Oh je, den Protagonisten kann man nur schütteln, über seine Feigheit und sein Selbstbelügen. Auch in diesem Buch liest man kein unnötiges Wort, und alles was man liest gleicht einem Schlag in die Magengrube. Situationen und Emotionen sind gestochen scharf beschrieben. Da bleibt kein Raum für ein "Aber!", man kann nur absorbieren und hinnehmen und am Ende den Kopf schütteln. Ihn vielleicht ein bisschen gegen die Wand schlagen. Oder weinen, auch immer eine Option. 

 

Ein gutes Buch. 

URL
Literaten Elf auf dem Feld

Was schön. Beginn der Weltmeisterschaft fast verschlafen, gäbe es nicht diesen herrlichen Artikel XD

Kaz hat einen Plan!
Six of Crows - Leigh Bardugo

Dieses Buch wurde mir angediehen mit den Worten: "Bestes Fantasybuch, dass ich seit langem gelesen habe!". Mhm. Schrauben wir unsere Erwartungen also mal angemessen hoch.

Drei Seiten später war ich gelangweilt. Fantasy scheint nicht mehr so ganz mein Metier zu sein. Ich fand es unglaublich schwierig mich in diese Welt reinzulesen. Ungeheuer viele Begrifflichkeit, die sie beschreiben und deshalb keinen Eindruck in meinem Gehirn hinterlassen. Fremdwörterduden lesen ist spannender, weil mehr Mehrwert!

Hat man sich dann erst mal reingelesen, ist es gar nicht mehr so übel. Außerdem habe ich eine Schwäche für die Arschloch-Protagonisten mit weichem Kern. Wenngleich Kaz schon außerordentlich scheiße drauf ist. Aber nicht ganz ohne Humor :D Was übrigens für fast alle Charaktere der Banditengruppe gilt. 

Fazit? Ich verbleibe neutral mit dem Urteil: Kann man lesen und vertreibt die Zeit anständig mit vielen Sympathiepunkten für blöde Witze am Wegesrand. Minus für Erleuchtung. Könnte aber auch daran liegen, dass die wenigsten Fantasybücher Erleuchtung bringen XD

Elliots auf Reisen
Persuasion - Jane Austen

No. It does not come to me in quite so direct a line as that; it takes a bend or two, but nothing of consequence. The stream is as good as at first; the little rubbish it collects in the turnings, is easily moved away.

 

Hach, man muss sie schon gern haben, unsere gute Jane Austen. Und am Ende kriegt jeder was er verdient. Schön ist das. Über emotionalen und sonstigen Tiefgang kann man vielleicht streiten, aber es ist doch immer wieder ein netter Zeitvertreib eines ihrer Bücher zu lesen. 

Beren und Tinúviel
Beren und Lúthien - J.R.R. Tolkien, Alan Lee,  Christopher Tolkien, Hans-Ulrich Möhring, Helmut W. Pesch

Gerade noch mal auf den Klappentext geguckt: "Den Leser erwartet die schönste Geschichte Tolkiens."

Ja, ich finde Mord und Totschlag und Tod auch immer ganz schön... 

 

Jetzt habe ich das Bedürfnis meine eklatanten Wissenslücken mit dem Silmarillion aufzufüllen. In meinem Kopf schwirren lauter Namen. Und danach dieses Buch vielleicht noch mal lesen.

 

Gibt es irgendwelche Fragen?
Der Report der Magd - Margaret Atwood, Helga Pfetsch

Ich kann nicht sagen, dass dieses Buch mich berührt hat. Nicht auf einer tiefgründigen emotionalen Ebene. Ekel, ja. Wut, sicher. Aber in meinem Hinterkopf summte doch die ganze Zeit die Frage, wie es dazu hat kommen können. Obwohl in diesem Buch die Dystopie zumindest teilweise erklärt wird, zumindest nach und nach, und man also nicht einfach in einen Status quo geworfen wird. Vielleicht liegt es am falschen Kontinent, dass ich mir eine fanatische Monotheokratie hier nicht vorstellen kann, aber ich möchte nicht glauben, dass es so einfach sein soll ein gewachsenes System umzukehren. Nun gut, das Buch ist aber mittlerweile auch schon etwas älter und viele Themen die hier geächtet werden, waren zum Zeitpunkt des Erscheinens neu erkämpfte Rechte (Abtreibung etc. Die Rechte der Frauen sind ja traurigerweise noch nicht sehr alt..) und somit eher angreifbar. Davon abgesehen erscheint mir der Tyrannenstaat Gilead einfach nicht logisch und wir erfahren nicht wirklich etwas über das warum (Sexmägde anzuschaffen um das Problem des schwindenden Bevölkerungswachstums zu lösen aber Sex generell als Schandtat zu verbieten und nur bestimmten Klassen zu gewähren, und auch nur bestimmten Klassen Kinder zu gewähren und Frauen als Strafe zu sterilisieren scheint doch nicht sehr zielführend). Ich habe mich jedoch während des Lesens bei dem Gedanken ertappt, wie wohl die umliegenden Länder zu einem solchen System stehen, da hier ja nur von Amerika die Rede ist, und musste feststellen, dass dieser Aspekt, sowie die allgemeine Brutalität und Machtgier in meinen Augen durchaus realistisch ist. 

Zur Geschichte selbst, ich glaube hier hätte ich am Ende doch den Cliffhanger bevorzugt, so wie es ist wird es nur noch undurchsichtiger. 

 

Am meisten in Erinnerung wird mir von diesem Buch ein Zitat der Autorin noch vor der ersten Seite bleiben:

"Das wichtigste, was man über die Gesellschaft, die in diesem Buch beschrieben wird, wissen sollte, ist, daß nichts neu ist - außer der Zeit und dem Schauplatz und ein paar Details. Die anderen Taten sind alle irgendwann begangen worden, und mehr als nur einmal." (Margaret Atwood)

 

Dem möchte ich nicht widersprechen. Ich widerspreche dem beschriebenen Umgang der Menschen miteinander in diesem Buch, frei nach dem Motto: Einer gegen alle und alle gegen einen. 

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Bereits gelesen: 58/352pages
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