Was vom Tage übrig blieb: Roman - Kazuo Ishiguro, Hermann Stiehl

Was für ein Buch. Nichts zum einmal so durchschroten. Sobald ich nur leicht mit den Gedanken abgeschweift war, musste ich Seiten noch einmal lesen. Wir unternehmen einen kleinen Roadtrip mit dem Butler Mr. Stevens, der so die Gelegenheit hat über aktuelles und vergangenes zu sinnieren. Hauptsächlich Vergangenes und eine gewisse Miss Kenton, die keine kleine Rolle in seinem Leben spielt(e). Ich habe das Buch mit den Worten "Ich hätte ihn (Mr. Stevens) am laufenden Band schütteln können!" in die Hand gedrückt bekommen. Und genau so war es dann auch. Was aber nicht heißt, dass der Gute mir nicht zeitgleich sehr sympathisch war. Ein unglaublich tragischer Charakter - Held wäre jetzt vielleicht zu viel gesagt, der in seinem Pflichtbewusstsein und seiner Professionalität alles hinten anstellt. Vor allem seine eigenen Gefühle und Bedürfnisse, sodass die Menschen um ihn herum sie zum Teil besser wahrnehmen als er. Der am Ende seiner Tage über die Frage stolpert, wie sinnvoll eben diese Haltung war und ist, und dem zu dämmern beginnt, dass er vielleicht etwas entscheidendes in seinem Leben verpasst hat. Er hält einen kurzen Moment inne, und macht dann doch unverzagt weiter wie gehabt, ohne sich in Selbstmitleid zu suhlen. Mit gebrochenem Herzen.